Eine einzigartige Idee lebt weiter – Zwei DTKV Sommerkonzerte im Marie-Seebach-Stift Weimar

Marie Seebach (1829-1897) war eine der berühmtesten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Zahlreiche Tourneen führten sie von Deutschland durch ganz Europa, über Russland bis in die USA. Ihr abwechslungsreiches Leben machte sie zu einer interessanten und schillernden Persönlichkeit. Nach der Scheidung von ihrem Mann war es ihr Ziel, als alleinerziehende Mutter mit Tourneen und Engagements genug Geld für die musikalische Ausbildung und Sängerkarriere ihres einzigen Sohnes Oscar zu verdienen, der ohne Geldsorgen leben sollte.

Als aber im Jahr 1893 Oscar im Alter von 32 Jahren an Schwindsucht starb, beschloss sie das Vermögen, das sie für ihn erworben hatte, für die Gründung eines Heims für alte und mittellose Bühnenkünstler zu verwenden. Sie wählte für ihr philanthropisches Unternehmen Weimar aus, die Stadt Goethes und Schillers, wo ihr Großherzog Carl Alexander (1818- 1901) für den guten Zweck ein Grundstück an der Tiefurter Allee zur Verfügung stellte. So wurde am 2. Oktober 1895 das Marie-Seebach-Stift eingeweiht, das heute noch existiert und in seiner Art als Heim für Bühnenkünstler*innen in Deutschland einzigartig ist.

Die Marie-Seebach-Stiftung setzt sich gemäß ihrem Gründungszweck dafür ein, berufsunfähigen und pensionierten Bühnenangehörigen einen angemessenen Lebensabend zu bieten. Darüber hinaus ist die Marie-Seebach-Stiftung auch für kulturinteressierte ältere Menschen insgesamt offen. Deshalb finden dort regelmäßig Konzerte und kulturelle Veranstaltungen für die Bewohnerinnen, Bewohner und interessiertes Publikum statt.

So veranstaltet auch der DTKV Thüringen ganz im Sinne der Gründerin zwei Sommerkonzerte 2025 im Saal des Marie-Seebach-Stifts.

Am Nachmittag des 1. Juni 2025 fand bei regnerischem Wetter das erste Konzert statt. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner des Stifts, aber auch Publikum von außen waren gekommen.

Bei diesem Konzert hatten drei junge Musikerinnen und Musiker die Chance den Mittel- bzw. Oberstufenabschluss zu erlangen.

Paskaline Oertel eröffnete das Konzert am Klavier mit einem Programm, das von Barock bis hin zur Moderne reichte. Hervorzuheben ist ihre gefühlvolle Interpretation des Stückes

„Herbstblätter“, das aus der Feder des Komponisten Wladimir Rebikow stammt.

Ihr folgte, ebenfalls am Klavier, Raphael Hergt dynamisch u.a. mit der zweistimmigen Invention a-moll von J.S. Bach und einem motivisch schön ausgearbeiteten ersten Satz der Sonate  cis-moll von Joseph Haydn. Sein Programm bekam noch einen besonderen Farbtupfer mit der Berceuse op.16 von Gabriel Fauré, die er einfühlsam gemeinsam mit der Flötistin Lisa Engelmann vortrug.

Den Abschluss bildete Amalia-Dorothea Saitz, die ihren Oberstufenabschluss mit der Violine machte. Ihr Programm führte sie von J. S. Bach über Béla Bartók bis hin zu einer Romanze des norwegischen Komponisten Johan Svendsen. Kammermusikalisch sehr gut abgestimmt entstand mit Liene Henkel am Klavier dabei eine wunderschöne Atmosphäre.

Das Publikum dankte den Musizierenden am Ende jedes Programms mit herzlichem Applaus.

Moderiert wurde das Konzert von der DTKV Thüringen Vorsitzenden Almut Auerswald, die sich zusätzlich für die gute und fleißige Vorbereitung der Musiker*innen bedankte.

Für alle Beteiligten ist dieser Mittel- oder Oberstufenabschluss eine gute Möglichkeit, jahrelanges Üben, ein anspruchsvolles Hobby und die Liebe zur Musik mit einer Prüfungs-Urkunde zusammenzufassen – insbesondere für Raphael Hergt und Amalia-Dorothea Saitz, bei denen nun bald auch der Schulabschluss ansteht.

Das nächste Konzert des DTKV Thüringen mit einem bunten Sommerprogramm und einer weiteren Abschlussprüfung findet am 15. Juni 2025 im Seebachstift in Weimar statt.

Eva-Maria Weinreich

(erweiterter Vorstand DTKV Thüringen)

Umsetzung pixlo.de